Jakobsweg
Jakobsweg - die 116 km von Sarria nach Santiago de Compostela
Nachdem unser Vorhaben, die letzten 116 km auf dem Camino Francés zu laufen aufgrund von Corona zweimal verschoben werden musste, war es im September 2021 endlich soweit. Da wir noch nie eine Fernwanderung mit Etappen von mehr als 20 km bestritten hatten waren wir gespannt, ob wir den Weg von Sarria nach Santiago de Compostela schaffen würden.
Anreise
Als Erstes flogen wir mit der Lufthansa von München nach Santiago de Compostela. Während wir im Terminal auf den Abflug warteten überlegten wir, wen von unseren Mitreisenden wir wohl auf dem Jakobsweg wieder begegnen würden. Sobald wir gelandet waren gingen wir zum Ausgang, wo uns ein Taxifahrer bereits erwartete. Diesen hatten wir vor unserer Abreise über booking.com gebucht.
Für rund 120 EUR fuhr er uns in 1,5 Stunden zu unserem Startpunkt nach Sarria. Dabei sind wir an Orten vorbeigekommen, die wir in ein paar Tagen wieder zu Fuß erreichen wollten. Auch sahen wir die Pilger, die Tage vor uns losgelaufen sind. Sehr erschöpft saßen sie am Wegesrand, weshalb wir uns erneut fragten, ob wir den Jakobsweg tatsächlich bewältigen können.
Sarria
Nachdem wir in Sarria angekommen sind, gingen wir zuerst in unser Hotel. Dieses haben wir wie alle unsere Unterkünfte bereits vor unserer Abreise über ein Buchungsportal reserviert.
Der Empfang im Hotel Novoa war sehr freundlich. Während wir eincheckten wurden wir gefragt, ob wir bereits einen Gepäcktransfer gebucht hatten. Da wir dies verneinten empfahl der Rezeptionist uns einen Anbieter, der die Gepäckstücke für 2 EUR pro Etappe transportiert. Eigentlich wollten wir die Rucksäcke selber tragen, aber dem guten Angebot konnten wir nicht widerstehen. Also kurz eine SMS geschrieben und schon war der Service für den nächsten Tag gebucht.
Nachdem wir uns im Zimmer kurz frisch gemacht haben, gingen wir etwas durch Sarria. Als Erstes kauften wir uns eine Jakobsmuschel, die von nun an unseren Rucksack schmückte und uns damit als Pilger auswies. Als wir in das Hotel Novoa zurückkamen genossen wir unser erstes Pilgermenü im angeschlossenen Restaurant Meson O Tapas. Nach den dei Gängen, welche von einem ganz guten Wein begleitet wurden, gingen wir glücklich und gespannt auf die nächsten Tage ins Bett.
Das Hotel Novoa war für eine die perfekte Wahl, denn es liegt direkt am Jakobsweg. Dadurch konnten wir am nächsten Tag direkt starten. Zudem ist das Hotel Novoa relativ neu, sehr gepflegt und sauber. Die Ausstattung ließ nichts zu wünschen übrig.
1. Etappe auf dem Jakobsweg - von Sarria nach Portomarin
Am nächsten Morgen standen wir zeitig auf. Weil wir nicht abschätzen konnten, wie lange wir für die rd. 21 Kilometer von Sarria nach Portomarin brauchen, wollten wir früh los. So ging es vielen, denn gegen 7:30 Uhr und somit noch in der Morgendämmerung kamen immer mehr Pilger aus den Häusern und machten sich auf den Weg. Zunächst haben wir noch zur Erinnerung das Ortsschild und den ersten Wegstein fotografiert und dann ging es los.
Kurz nach dem Ortsausgang überquerten wir eine mittelalterliche Brücke, bevor wir nach wenigen Metern zu Bahngleisen kamen. Dort konnten wir uns entscheiden, ob wir den Hauptweg des Jakobsweges oder doch lieber einen Nebenweg nehmen. Wir entschieden uns für den Nebenweg, denn dieser ist 2 km kürzer und viel weniger frequentiert. Nach ca. 8 km haben sich die Wege wieder vereint, so dass es dann auch wieder deutlich lebhafter wurde.
Als wir uns auf die Reise vorbereitet haben überlegten wir, ob es unterwegs genug Versorgungsmöglichkeiten gibt. Nachdem wir den Jakobsweg gelaufen sind, können wir dies für die letzten 116 km mit einem klaren Ja beantworten.
Die letzten Meter der Etappe führten über eine Brücke, von der aus man das Etappenziel bereits sehen konnte. Da der Tag relativ heiß und der Weg mit ein paar Anstiegen versehen war, kamen wir etwas geschafft in Portomarin an. Aber: Wir hatten es geschafft und waren daher glücklich und optimistisch für die weiteren Etappen.
In Portomarin haben wir im Hotel Vistalegre übernachtet. Auch diese Hotel können wir sehr empfehlen, da es nahe dem Ortszentrum liegt und sehr gut ausgestattet ist. Denn neben den großzügigen Zimmern verfügt es über eine Sonnenterrasse und ein SPA. Auch hatte unser Zimmer einen Balkon, auf dem wir den Sonnenuntergang genießen konnten.
Portomarin war für uns auf Grund des schönen Ortszentrums einer der schönsten Etappenorte.
2. Etappe auf dem Jakobsweg - von Portomarin nach Lestedo
Auch am zweiten Tag wollten wir früh los. Bevor wir losgingen, warfen wir noch einen kurzen Blick auf die Straße. Dabei zeigte sich das gleiche Bild wie am Vortag. Wieder strömten aus allen Seitenstraßen die Pilger auf den Weg. Wir freuten uns, das ein oder andere bekannte Gesicht zu sehen. Die meisten Pilger laufen von Portomarin nach Palas de Rei. Das sind rund 25 km. Da wir lieber etwas ausgewogenere Etappenlängen wollten, entschieden wir uns aber für Lestedo als Etappenziel.
Die Entscheidung war auch gut, denn die Etappe hatte wieder einige Anstiege im Profil und der Tag war ziemlich heiß. Man kann auf drei verschiedene Arten pilgern. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Pferd. Auf dieser Etappe trafen wir endlich einmal Pilger, die auf dem Pferd unterwegs waren. Dies war ein toller Augenblick.
Übernachtet haben wir im Rectoral de Lestedo. Dieses Landhaus liegt direkt am Weg sowie inmitten von Wiesen und Feldern. Daher ist man für das Abendessen auf das angeschlossene Restaurant angewiesen. Das Menü ist etwas teurer als anderswo, dafür aber qualitativ hochwertig und auch lecker. In dem gemütlichen Innenhof des Landhauses kann man gut entspannen.
3. Etappe auf dem Jakobsweg - von Lestedo nach Furelos
Der dritte Tag begann gemütlicher, denn das Landhaus hat erst ab 8 Uhr Frühstück angeboten. Als wir losliefen, erschien ein wunderschöner großer Regenbogen am Himmel. Mit diesem Naturschauspiel fiel der Start in den Tag gleich leichter.
Dadurch, dass wir abseits des Hauptetappenortes Palas de Rei übernachtet haben, waren wir entgegen den anderen Tagen fast allein auf der dem Weg unterwegs. Dies war auch eine schöne Erfahrung. Der Weg führte an diesem Tag durch viele kleine Ortschaften. Die meisten Kirchen waren geöffnet, so dass man sich viele Stempel auch von dort holen konnte. Stempel sind wichtig, denn man braucht pro Tag zwei Stück, wenn man am Ende der Pilgerreise eine Pilgerurkunde erhalten möchte.
Als Etappenziel haben wir Furelos, einen kleinen Vorort von Melide gewählt. Die Entscheidung viel aufgrund der kleinen Pension Casa Adro, weil wir von dieser sehr viel Gutes gelesen hatten. Dies bestätigte sich als eine sehr gute Wahl. Denn die Pension mit nur drei Zimmern wurde erst vor kurzem in einem kleinen Landhaus erbaut. Daher ist alles neu. Die Inhaberin begrüßte uns überaus freudlich mit einem Erfrischungsgetränk sowie kleinen Snacks. Danach gab sie uns auch noch Hinweise zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.
Nach einer kurzen Pause gingen wir am frühen Abend nach Melide und schauten uns das Örtchen an. Außerdem wollten wir Pulpo essen, denn dafür ist die Stadt bekannt. An der Hauptstraße liegen die zwei für bekannten Restaurants. Den Abend schlossen wir mit einem Bummel durch das mittelalterliche Dörfchen Furelos mit seiner bekannten Brücke ab.
4. Etappe auf dem Jakobsweg - von Furelos nach Arzua
Der Tag begann mit einem phantastischen und überaus reichhaltigen Frühstück, denn die Gastgeberin Maria brachte nach und nach viele Leckereien aus der Küche. Zunächst gab es Herzhaftes wie Wurst und Käse aus der Region. Später dann Süßes wie Obst und Gebäck. Darunter war viel Selbstgemachtes.
Nachdem wir bestens gestärkt waren, konnten wir die vierte Etappe angehen. Zunächst ging es durch Melide, den Ort, den Pilger häufig als Etappenort wählen. Dadurch waren viele Pilgerer schon vor uns auf dem Weg und wir konnten wieder relativ alleine laufen.
Leider verschlechterte sich das Wetter. Während die ersten beiden Tage sehr heiß waren und am dritten Tag ab und zu Nieselregen aufkam, regnete es sich am vierten Tag total ein. Unseren Etappenort Arzua erreichten wir bei strömenden Regen, so dass wir froh waren, angekommen zu sein.
In Arzua übernachteten wir mitten im Ort, nämlich im 1930 Boutique Hotel. Dabei handelt es sich um ein erst kurz zuvor eröffnetes Boutiquehotel, das liebevoll gestaltet und üppig dekoriert wurde. Auch verfügt es über einen Pool, den wir trotz der niedrigen Temperaturen an diesem Tag zur Erholung genutzt haben. Später aßen wir im Restaurant Casa Nenne´zu Abend. Dieses Restaurant wird von den gleichen Besitzern wie das Hotel geführt, weswegen wir einen Tisch reserviert bekommen haben. Auf Grund der hervoragenden Bewertungen ist das Restaurant gut besucht und sollte daher unbedingt vorreserviert werden.
Da Arzua einer der Hauptetappenorte ist und über viele Herbergen und Pensionen verfügt, war am Abend viel los, was für ein schönes Flair sorgte. Arzua selber hat bis auf die Kirche allerdings nicht besonders viel zu bieten.
5. Etappe auf dem Jakobsweg - von Arzua nach O Pedrouzo
Nach vier Etappen hat sich Routine eingeschlichen. Bevor wir zum Frühstück gingen, wurde erst der Rucksack gepackt. Mittlerweile hatten alle Dinge ihren optimalen Platz gefunden. Das Frühstück im 1930 Boutique Hotel war Spitze, so dass wir gut gestärkt auch die fünfte Etappe in Angriff nehmen konnten.
Leider war das Wetter nicht besser geworden. Den ganzen Tag war es trüb. Der anfängliche Nieselregen wurde später immer stärker. Die letzten drei bis vier Kilometer liefen wir wieder in strömenden Regen, so dass wir völlig durchnässt in der Pension Lo in O Pedrouza ankamen. Also haben wir als Erstes mit dem Fön unsere Sachen getrocknet. Wie üblich in den Pensionen am Jakobsweg hätte aber auch eine Waschmaschine mit Trockner zur Verfügung gestanden.
Am späteren Nachmittag kam endlich wieder einmal die Sonne heraus, so dass wir uns auf den Weg in den Ort zum Abendessen machten. Der Ort gruppiert sich um eine Hauptstraße, wo sich diverse Restaurants und Geschäfte befinden.
Die Pension Lo war nicht nur relativ einfach sondern leider hellhörig. Dies ist aber oft bei spanischen Häusern der Fall. Dafür liegt sie nahe dem Jacobsweg, wodurch wir am nächsten Tag schnell wieder auf dem Weg waren.
6. Etappe auf dem Jakobsweg - von O Pedrouzo nach Santiago de Compostela
Am letzten Tag nahmen wir nur ein schnelles Frühstück ein, so dass wir noch zeitiger als sonst loslaufen konnten. Denn wir wollten nach Möglichkeit früh in Santiago de Compostela sein, um so noch am selben Tag unsere Pilgerurkunde bekommen zu können. So wie uns ging es scheinbar vielen. Auch war die Atmosphäre auf dem Weg ein wenig anders als in den Tagen zuvor. Während an den ersten Tagen es viele gemütlich angingen, liefen jetzt alle schneller und legten auch kaum noch Pausen ein. Ein wenig Wehmut kam bei uns auf, denn am Abend sollte die spannende Reise vorbei sein.
Am Ortseingang von Santiago de Compostela wurden zunächst noch die obligatorischen Erinnerungsfotos gemacht. Danach gingen wir zur Kathedrale und damit zum Zielort. Auf dem Platz vor der Kathedrale herrschte eine richtige Feierstimmung. Alle waren froh, den Weg geschafft zu haben Es wurde ausgelassen musiziert und getanzt.
Santiago de Compostela
Nach einer kurzen Verschnaufpause gingen wir zur Rúa das Carretas 33, um unsere Pilgerurkunde zu erhalten. Dort fanden wir eine lange Warteschlage vor. Aufgrund dessen mussten wir eine Wartenummer ziehen. Wir hatten Glück und bekamen gegen 14 Uhr tatsächlich eine der letzten Nummern für diesen Tag. Da die Wartezeit aber rund vier Stunden betrug, gingen wir zunächst in unser Hotel. Das NH Hotel liegt wenige hundert Meter von der Altstadt entfernt. Nachdem wir uns im Hotel etwas erholt hatten, gingen wir wieder in Richtung Altstadt und holten uns unsere Compostela ab. Danach schlenderten wir durch die schöne Altstadt mit ihren kleinen Gassen. Unzählige Restaurants sowie Tapas Bars laden zum verweilen ein. Uns hat die Stadt sehr gefallen, so dass wir froh waren, nicht gleich am nächsten Tag abreisen zu müssen.
Das NH Hotel ist empfehlenswert. Es liegt etwas außerhalb im Grünen. Dennoch ist man schnell zu Fuß in der Altstadt. Das Hotel verfügt auch über einen Innen- und Außenpool, so dass es auch zum relaxen gut geeignet ist.
Fazit
Wir sind froh und auch etwas stolz, den Weg von Sarria nach Santiago de Compostela geschafft zu haben. Unsere Erachtens ist der Weg für fast jedermann zu schaffen, wenn man es denn will.
Wir sind es anfänglich etwas zu schnell angegangen, so dass wir die Strecke nicht so genießen konnten. Dies wäre gar nicht nötig gewesen, denn es ist völlig ausreichend, wenn man erst 17 Uhr oder noch etwas später am Etappenziel ankommt. Man muss auch keine Sorgen haben, falls etwas passiert. Im Gegenteil, denn man ist selten allein unterwegs und am Wegesrand sind viele Restaurants und Herbergen, wo man jederzeit Hilfe bekommen kann.
Für uns war es die erste Weitwanderung aber schon während des Rückflugs haben wir überlegt, welchen (Jakob)Weg wir als nächsten laufen könnten.